Timm Ulrichs Total

Der Untertitel dieser Ausstellung, die vom 18.9. – 16.1.2022 im Zentrum für Künstlerpulikationen in der Weserburg Bremen zu sehen ist, lautet: ‚Der Künstler als Kunstwerk und seine Künstlerpublikationen seit den 1960ziger Jahren‘. Und genau das zeigen die unter Mitwirkung des nunmehr 81-jährigen Künstlers ausgewählten 200 Exponate. Besucher finden eine umfangreiche Zusammenstellung mit ersten Selbstinszenierungen, Versuchen in Konkreter Poesie, Aussstellungsplakaten bis hin zu Schreiblernheften, Postkarten, Briefmarken und Künstlerbüchern von Timm Ulrichs.

Ähnlich wie Beuys ging es Ulrichs von Anfang an um das Senken der Ehrfurchtsschwelle zur Kunst. Immer mit einem Augenzwinkern und viel Wortwitz umkreist Ulrichs das Offensichtliche oder ‚unverbrüchliche Wahrheiten‘ wie das Benehmen in Kunsteinrichtungen, die Erwartung von Kunst als handgefertigtem Unikat, die Rolle des Künstlers als hinter seinem Werk zurückstehend.

Eine Mischung aus Wiedererkennen einer schematischen Darstellungsform, typischem Geräusch und Verschiebung in den Bereich ernsthafter Musik zeigt die untenstehende Anordnung.

Auch das Betonbuch (engl. ‚Concrete‘) spielt mit der Sprache. Ebenso wie die Sprache in den 60ziger Jahren mit ihrer visuellen Form zu spielen beginnt. Auch dafür gibt es einige Beispiele des Hannoveraners Ulrichs, der als Kind einige Jahre in Bremen verbrachte.

Naheliegend auch Timm Ulrichs Untersuchungen zum Buch als Objekt, seiner Form als gegenüber stehende Körper, als Container von Ideen, seiner Materialien, der Lesbarkeit seine Inhalts:

Jahrelang begleitete einen Timm Ulrichs im Fahrstuhl der Weserburg mit ‚Ich kann keine Kunst mehr sehen‘. Wenn sie so kurzweilig ist wie diese Ausstellung, dann ganz bestimmt nicht.


18.9.2021 – 16.1.2022 Dienstag bis Sonntag 11-18.00 Uhr

Zentrum für Künstlerpulikationen in der Weserburg Bremen

Eintritt Erwachsene 9,-€

ZEITBALL – Radierungen

zeigt die maritime Landschaft Bremerhavens mit Türmen, Masten und  Seezeichen, die optische und akustische Kommunikationsnetze aufspannen. Das ehemals flache Erscheinungsbild der norddeutschen Tiefebene hat eine senkrechte Dimension dazugewonnen. Aus Vorder-, Mittel- und Hintergrund ist eine komplizierte Abfolge von hintereinander liegenden Sichtnetzen geworden.


Ausstellung im WilkeAtelier Bremerhaven

CONSTANZE KREISER

am 23. und 24.102.2021 jeweils von 14-19.00 Uhr


2 Monate habe ich im Wilke Atelier den bewegten Lichtern von Schiffen, Leuchttürmen und am Himmel zugesehen. Meine dabei entstandenen Kaltnadelradierungen versuchen diese Zwielichtsituationen zu erfassen. Zwischenräume und Zwischenzeiten der Entwicklung von Bremerhaven zu erspüren. Zuzusehen, wie der Zeitball fällt.

In zwei verschiedenen Formaten gucke ich auf maritime Details der Stahlbauära der letzten Jahrhunderte und auf die optischen Signalgeber einer gegenwärtigen Netzwerkära, wo alles mit allem zwecks Optimierung und Fernwirkung miteinander verbunden ist.

Peter Piller – Archiv der Bücher

Das Museum für Moderne Kunst Bremen zeigt derzeit gleich zwei Ausstellungen von Peter Piller: im 3. Obergeschoss sind vom 19.06.2021 – 31.10.2021 großformatige Fotos in Gegenüberstellung zu Richard Prince Fotoarbeiten zu sehen (eine Paarbildung, die sich mir nicht erschlossen hat: der feine, vorwiegend monochrome Humor Pillers wird vom american way of life nicht nur farblich erschlagen) , im Dachgeschoss eine kompakte Zusammenstellung aller seit 1997 entstandenen 44 Künstlerbücher Pillers, seiner 2 Graphikserien und etliche Postkarteneditionen.

Die Künstlerbücher ersetzen für Peter Piller Kataloge. Sie sind abschliessender Bestandteil seines künstlerischen Arbeitens, verbinden unterschiedliche Medien in einer bergenden Bewegung.

Zu den Vitrinen mit Künstlerbüchern gesellen sich an der Wand Zeichnungen von Piller. Er versucht bei seinen ‚Peripheriewanderungen‘ die Grenze zwischen Stadt und Land zu finden, sie zu begehen und zeichnerisch/fotografisch zu dokumentieren. Wir können seiner 2021er Bewegung rund um die Stadt Bremen anhand einer Wandzeichnung und vielen leichten Skizzen folgen. Asserdem auch in Form eines Künstlerbuches, das mindmaps und andere Materialien zur Bremer Umrundung zusammenführt.

Weserburg 23.7.2021 – 14.11.2021 Dienstag bis Sonntag 11-18.00 Uhr (Eintritt regulär 9,-€)


Peter Piller – Richard Prince

‚Amerikanische Mythen und deutsche Lebenswirklichkeit, unterschiedliche Generationen, verschiedene Welten – mit Richard Prince (*1949) und Peter Piller (*1968) begegnen sich in der Weserburg Museum für moderne Kunst zwei höchst eigenwillige künstlerische Werke, die das Leben und Denken in und mit Bildern beispielhaft vorführen. ‚ soweit der Museumstext.

Gelliprinting

Gelliprint (Unikate drucken auf Papier, Stoff und Holz)

Sabine Ickler und Katrin Klink, Hauptverlag Bern 2021 (26,-€)


Gelliprint ist eines dieser Bücher vom Schweizer Hauptverlag, das man aufschlägt und sofort Lust bekommt, selbst anzufangen. Auf einfache Art werden die Grundlagen für die für Gelliprint verwendbarem Material und Farben erläutert, schrittweise die unterschiedlichen Drucktechniken vorgestellt und jeweils bebildert. Auf tiefergehende Informationen z.B. zum Farben mischen oder Stempelvarianten wird ebenso verwiesen wie auf Aspekte der Nachhaltigkeit.

Die beiden Autorinnen Sabine Ickler und Katrin Klink haben alles, was sie im Buch vorstellen, selbst ausprobiert, dann fotografiert und mit ihren Arbeiten das Buch layoutet. Es ist in die Abschnitte Material, Farbe & Technik, vom Druck zum Design, und Projekte unterteilt. Ein Anhang mit Vorlagen und weiterführender Literatur komplettiert den Band.

Sabine Ickler und Katrin Klink geben viele Hinweise zum experimentellen Arbeiten, zeigen in ihren angewandten Projekten wie Taschen, Schürzen oder ein Stuhl, auch die Grenzen auf, wo Planung trotzdem erforderlich ist. Sie leiten an, mit Mustertafeln zu eigenen Farbkonzepten zu kommen und zusammenhängende Flächen für den Druck zu entwickeln, die größer sind als die Gelliplatte.

Doch was ist eigentlich ein Gelliprint? Gelliprints gehören drucktechnisch in die Gruppe der Monotypien. Monotypien könnten auch auf Glas- oder Kunststoffplatten erstellt werden. Das Besondere an der Gelliplatte ist ihre glatte Oberfläche und ihre Biegsamkeit: sie eignet sich dadurch für unebene Druckgründe wie Holz oder gewölbte Gegenstände. Gelliplatten gibt es in verschiedenen Formaten zu kaufen, im Buch findet sich erfreulicherweise eine Anleitung zum Selbstgiessen. Sie ist mit Wasser gut zu reinigen und eigentlich unbegrenzt verwendbar.

Normalerweise wird die Gelliplatte mit handelsüblichen Farben (Linol-, Acryl-, Wasserfarben, Filzstiften oder Markern) eingefärbt und dann mithilfe von Schablonen, Walzen, Abklebungen und direkten Zeichnungen auf der Platte bearbeitet. Ist ein Motiv entstanden, lässt sich dieses per Abrieb übertragen, indem man die Platte mit Papier, Holz oder Stoff abdeckt und mit einer Walze oder Hand andrückt und zeitnah von der Platte löst.

Die Gelliplatte kann sowohl als Druckstock und als Stempelkissen eingesetzt werden. Dadurch entstehen interessante Spiele zwischen Negativ- und Positivformen. Auch sind Mischformen mit Kartoffel- oder Pflanzendruck möglich. Auch das Weiterverarbeiten von Farbresten auf der Platte führt zu reizvollen Binnenstrukturen von gedruckten Farbflächen (siehe ghostprint oder Grunge Effekt). Nicht zu vergessen die Reservierungstechniken mit Wachskreide oder der ‚Abdruck von Zeitschriftenbildern. All diese Möglichkeiten lassen sich zudem in einem zum Buch gehörenden onlinekurs nachschauen. Also jede Menge Anregungen.