And as imagination bodies forth
the forms of things unknown,
the poet’s pen turns them
to shapes and gives to airy nothing
a local habitation and a name.
William Shakespeare
(A Midsummer Night’s Dream)
Robert Macfarlane – Karte der Wildnis (Berlin 2015)
Band 18 aus der Reihe der Naturkunden, hrsg. von Judith Schalansky
Liebevolle Ausstattung mit Leineneinband und Lesebändchen, wenig kontrastreiche Fotos von John Beatty, Rosamund und John Macfarlane jeweils zum Kapitelbeginn
Mit kindlicher Neugier begibt sich Robert Macfarlane auf immer neue Wanderungen durch England, Schottland und Irland, stets auf der Suche nach verbliebenen Wildnissen, mythischen Orten abseits von Alltagswahrnehmungen. Stets begleiten ihn Texte und Beschreibungen Wanderer vergangener Jahrhunderte, mitunter Freunde. Sie verbindet die Freude am Draussen-Unterwegs-Sein und Übernachten, aber auch am Anders und Allein sein, das durch widrige Umstände des Wetters nur gefördert wird, sodaß etliche Erkundungen ihren Reiz insbesondere bei Nacht und Schnee entfalten.
Trotz der beigegebenen Karten auf den Umschlaginnenseiten sind die gelaufenen Strecken für den Leser schwer zu lokalisieren. Entsprechend den Kapitelüberschriften geht es um den Buchenhain, die Insel, das Tal, den Wald … also das Aufspüren des Typischen eines Ortes. Wildnis ist dabei sowohl ein Gegenentwurf zur industriellen Konsumwelt von Städten, als auch ein innerer Zustand, den es zu erhalten gilt und der sehr feine Naturbeobachtungen von Geologie bis hin zu Pflanzen und Tierwelt zulässt. Alles erscheint mit allem verbunden.
Inhaltlich geht es – mit Umweg über das Gartenthema – um eine Auseinandersetzung mit Kultur und Gesellschaft, um Kultivierungsprozesse von Sprache und Denken.
Eine Sammlung lose verknüpfter Einzelbiographien, die sich in Brüsssel über den Weg laufen. Exemplarisch werden Lebenswege verschiedener Generationen als Ländervertreter der EU Mitgliedsstaaten nachgezeichnet. Geschichtlicher Bezugsrahmen ist Ausschwitz. Die Gründung der EU wird als daraus resultierendes Friedens- und Verständigungprojekt vorgeführt, allerdings klappt es mit der interkulturellen Kommunikation nur bedingt. Zu wichtig sind Einzelinteressen und politische Einflußnahme. Licht und Schatten von Zusammenschlüssen. Sehr aktuell.